Urlaub mit Hindernissen

Der Sommerurlaub in Feldberg war wunderschön. Die Kinder maulten schon am zweiten Tag es sei zu ruhig. Die Autofahrt bot allerdings mehr Abwechslung und wurde ein teuerer Zusatzspaß.

Anfahrt

Wir fahren getrennt: Die Kinder und Mama per Zug, Papa mit dem Auto, Räder, Boot und allen Sachen. Da man rechtzeitig gebucht und mit Partner-Bahncard bezahlt hat, finanziert der Verzicht auf Fahrrad- und Bootsverleih die Mehrkosten. Außerdem können die Kinder sich bewegen und alle sind entspannter unterwegs.

Wie immer war der Wagen, ein neuerer Renault Grand Espace, vorher in der Werkstatt zum Urlaubscheck. Auf der Autobahn bei Dessau wurde mir aber kalt. Das Kupplungspedal verschwand ohne jeden Widerstand im Bodenblech und kam nicht wieder heraus. Ausgekuppelt war aber auch nicht!

Die Übung mit dem Zwischengas beim Schalten ist zwar schon lange her, aber es klappte: Ich kam problemlos auf den nächsten Parkplatz und rief die Assistance. Schließlich habe ich eine Fahrtüchtigkeitsgarantie: Abschleppen und Ersatzwagen incl.

Während der 38°C am sonnigen Samstagmittag im Frühaugust, rechtzeitig zum Ferienende in Berlin und Brandenburg, waren die Straßen voll und die Pannendienste überlastet. Nach anderthalb Stunden kam endlich der Abschlepper.

Inzwischen funktioniert die Kupplung aber wieder anstandslos. Hatte sich der Wagen abgekühlt? Egal, der Pannendienst machte die ehrliche Ansage: "Ich kann sie auf den nächsten Werkstatthof schleppen, da kommen sie dann Montag dran. Ersatzwagen sind komplett aus, da können sie dreimal versichert sein: Es gibt keine freien Autos zum Ausleihen. Fahren Sie weiter. Wenn nötig halten Sie auf jedem Parkplatz."

Nach einer Stauumfahrung durch die nächsten Dörfer ging es wieder auf die Autobahn und tatsächlich – kurz vor Berlin wurde die Kupplung wieder schwammig. Also raus und warten.

Eine Überhitzung vielleicht? Im Motorraum kochen die Flüssigkeiten in den Ausgleichsbehältern. Also wird die Klimaanlage ausgeschaltet und es geht nach einer Stunde weiter.

Nördlich von Berlin kommt "Stop! Bremssysteme gestört" in der Anzeige dazu. Hmm. Spätnachmittagliche Pause am Rastplatz.

Die Störungsanzeige kommt und geht, kommt häufiger und geht immer seltener wieder weg. Aber die Kupplung funktioniert weiter. So komme ich dann deutlich verspätet aber heil am Urlaubsort an.

Werkstatt I

Natürlich haben wir am Montag gleich die nächste Renault-Werkstatt angerufen. Die waren dankbar für den ausgebliebenen Überfall am Morgen und haben einen Termin für Mittwoch eingeschoben.

Der Mittwoch wurde so zum Tagesausflug nach Neustrelitz, das Auto den ganzen Tag in der Werkstatt. Als wir es wieder abholten gab es zwei Aussagen: Zum einen ist die Kupplung hydraulisch und hängt mit an der Versorgung der Bremsflüssigkeit. Bei Bedarf einfach Bremsflüssigkeit nachfüllen. Zum anderen ist der Fehler vermutlich ein leichte Undichtheit in der Kupplung selbst und nicht mal schnell zu reparieren.

Den Rest des Urlaubs hielt der Wagen dann auch durch. Nunja fast: Bei einem Ausflug nach Greifswald wurde die Kupplung nach 20km auf der Autobahn wieder schwammig und wir fuhren Landstraße weiter. Problemlos.

Was macht den Unterschied zwischen Autobahn und Landstraße? Mehr kuppeln? Nein, ich hatte regelmäßig "probegekuppelt". Mehr bremsen? Ja! Die Systeme hängen doch zusammen!

Die Rückfahrt von Greifswald wurde zur Testfahrt: Wenn man alle 500m bis 1km einmal etwas bremst, gibt es keinerlei Kupplungsprobleme. Das ist offenbar die Methode der Wahl für die Heimfahrt. Trotz der fauchenden Geräusche beim Bremsen.

Heimfahrt

Langsam und gemütlich geht's über die Autobahn rund um Berlin. Regelmäßige kurze Bremsmanöver und konsequentes Rechtsspurfahren zeigen die erhoffte Wirkung: Keine Probleme. Natürlich ist und bleibt die Klimaanlage aus. Es ist heiß genug.

Immer wieder überholen genervte Autofahrer und zeigen mir den Vogel. Dabei versuche ich schon in größeren Lücken zu bremsen und nicht wenn einer hinter mir fährt. Nunja, damit kann man leben.

Kurz nach Dessau kommt wieder der "Stop! Bremssysteme gestört" Alarm. Also Radio aus, das Piepsen nervt zu sehr.

Auf diese Weise bin ich fast pünktlich zurück in Jena.

Werkstatt II

Die heimatliche Werkstatt ist entsetzt: Ich hätte keinen Meter mehr fahren dürfen. Und ich hätte extremes Glück, denn normalerweise hätte ich dauerhaft liegen bleiben müssen: Die Kupplung kommt eben nicht von selbst wieder.

Die hydraulische Kupplung ist ein bekanntes Problem. Allerdings ist hier das noch aktuellere System betroffen, das sich den Ausgleichsbehälter mit der Bremse teilt.

Das eigentliche Problem ist der Hydraulikzylinder in der Kupplung selbst. Der ist aus Plastik und gibt nach einigen Jahren nach. Dann tröpfelt es mit einem Tropfen pro Tag.

Sehen tut man davon nichts. Die Wanne unter dem Motor hält die Tropfen zurück. Die Hydraulikflüssigkeit schwappt dann unterwegs aus der Wanne auf die Straße.

Da der Versorgungsanschluß der Kupplung höher liegt als der der Bremse, läuft die Kupplung zuerst trocken. Und ohne Flüssigkeit kommt das Pedal nicht wieder.

Bremst man ab und zu, schwappt etwas Flüssigkeit in die Kupplungshydraulik und ersetzt den Verlust. Fällt dann der Flüssigkeitstrand im Ausgleichsgefäß auf die Minimum-Marke, ertönt der Alarm.

Die Kupplung mußte komplett getauscht werden (war sowieso regulär fällig) und dazu muß der Motor und alles raus. Das teibt die Arbeitszeit und damit die Kosten hoch.

Nun geht sie wieder. So straff, daß ich den Motor auf dem Werkstatthof abwürgte.

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